Interview mit Philipp Huber, unser Experte für den Energie-Einkauf!
Die staatliche Strom- und Gaspreisbremse schützte im Jahr 2023 sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte vor hohen Energiekosten. Zum 31.12.2023 endete sie überraschend vorzeitig. Was bedeutet das für Sie als Verbraucher und den gesamten Energiemarkt in 2024? Die Antworten hierzu liefert unser Experte für den Energie-Einkauf Philipp Huber im Interview!
Wieso endeten die Preisbremsen vorzeitig? Angedacht war doch zunächst eine Verlängerung bis Ende März dieses Jahres.
Genau, das war geplant. Es gab einen Bundestagsbeschluss am 16. November 2023 und wie du richtig sagst, sollten die Preisbremsen bis Ende März 2024 verlängert werden. Da kam aber ein Urteil aus Karlsruhe dazwischen, darüber konnte man auch in der Presse lesen. Hier wurde die Haushaltssperre verhängt, in dessen Zuge der Wirtschaftsstabilisierungsfonds geschlossen wurde. Dieser war eigentlich vorgesehen, um die staatlichen Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom zu finanzieren. Wegen dem Urteil vom Bundesverfassungsgericht werden die Preisbremsen nun also doch nicht verlängert. Das heißt, Ende 2023 war dann Schluss damit.
Dazu muss man erwähnen: Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds war nicht direkt betroffen von diesem Urteil aus Karlsruhe, sondern der Wirtschafts-, Klima- und Transformationsfonds. In diesem Fonds waren noch aus der Corona-Pandemie Milliarden an Geldern „geparkt“. Die Bundesregierung wollte diese Mittel ummünzen und damit verschiedenste Themen fördern, unter anderem die Preisbremsen. Das wurde dann aber seitens des Bundesverfassungsgerichts untersagt.
Welche Änderungen gehen für Verbraucher mit dem Preisbremsen-Aus konkret einher?
Das Schöne ist, dass unsere e.optimum-Kunden im Januar und Februar 2023 von der Strom- und Gaspreisbremse profitiert haben und wir aber seither mit unseren Energiepreisen deutlich unter dem Preisbremsen-Niveau liegen. Und so wie es aktuell aussieht, setzt sich dieser Trend auch in 2024 fort. Das heißt: Die Kunden der e.optimum hätten ohnehin die Strom- und Gaspreisbremse in 2024 nicht benötigt.
Müssen Verbraucher sich nach heutigem Stand denn Sorgen machen, dass ohne die staatliche Entlastung erneut hohe Energiekosten in der Zukunft auf sie zukommen?
Jetzt sind wir genau in meinem Spezialgebiet! Die gute Nachricht: Die Strom- und Gaspreise sind seit mindestens zwölf Monaten rückläufig, eher sogar schon länger. Grob kann man sagen, nach dem Hoch im August/September 2022, haben sie sich inzwischen mehr als halbiert. Das hat mehrere Gründe: Einer der Haupttreiber im Jahr 2023 war tatsächlich die Konjunktur. Das heißt, insbesondere in Deutschland hat die Wirtschaft insgesamt weniger Energie verbraucht und somit weniger Nachfrage generiert. Das liegt einfach an der wirtschaftlichen Schwäche und diese zieht sich nach aktuellem Stand auch noch in das Jahr 2024. Wir gehen davon aus, dass in Deutschland aus konjunkturellen Gründen also weniger Strom verbraucht wird.
Wir haben noch einen anderen Effekt: Das Angebot wird bei der Energieinfrastruktur kontinuierlich ausgebaut. Wir haben in 2023 Rekordzubau bei PV- und bei Windanlagen gehabt. Hier gehen wir auch davon aus, dass sich das in 2024 fortschreibt. Zudem werden die LNG-Terminals (Flüssiggas) in Deutschland erweitert und es treten auch neue Lieferanten dieses Jahr ein, die uns dann Gas liefern – zum Beispiel Katar, um nur einen zu nennen. Das Gesamtangebot wird also im Laufe des Jahres besser und wir haben insgesamt eine gute Versorgungslage bei Gas. Das führt dazu, dass auch die Strompreise entsprechend entlastet werden, weil Gas auch dazu benutzt wird, um Strom zu erzeugen.
Was eventuell für eher kurzzeitig steigende Preise sprechen könnte, ist das Wetter. Darauf haben wir natürlich wenig Einfluss. Wenn es kalt werden sollte, wird einfach mehr Gas gebraucht. Das sorgt dann für eine höhere Nachfrage und führt infolgedessen zu steigenden Preisen. In der zweiten Jahreshälfte 2024 gehen wir auch davon aus, dass die Konjunktur sich wieder aufhellt und dann da auch wieder mehr Nachfrage nach Energie generiert wird. Und last but not least ein Damoklesschwert, das immer wieder aufkommt: Die Geopolitik kann uns natürlich auch nochmal einen Strich durch die Rechnung machen. Stichwort: Krisenherde, die es momentan weltweit gibt.
Zusammenfassend gehen wir dennoch davon aus, dass die Situation in 2024 erstmal zu weiter fallenden Energiepreisen führen wird. Das spricht natürlich wiederum sehr für unser e.optimum-Modell, weil wir diese fallenden Preise 1:1 an unsere Kunden weitergeben.
Das klingt nach weitestgehend positiven Aussichten! Dennoch wissen wir, dass Energiepreise auch schwanken können. Wie kann eine Stabilisierung der Preise ohne die Preisbremsen in der Zukunft gelingen?
Das ist eine sehr gute Frage. Wir haben bei e.optimum auf die Energiepreiskrise 2022 reagiert und unsere Absicherung noch verbessert. Unser Ziel ist es, dass eine gewisse Preisabsicherung und -stabilität in unserem Modell vorhanden ist. Deshalb beschaffen wir bis zu 50 Prozent unseres voraussichtlichen Stromabsatzes am Terminmarkt – das heißt, zu festen Konditionen. Dieser Anteil kann sich dann preislich auch nicht mehr ändern. Hierdurch haben wir die Preisvolatilität begrenzt und schützen unsere Kunden vor starken Preissteigerungen. Das sorgt in Summe dafür, dass wir relativ konstante Preise haben. Gleichzeitig, nimmt der Kunde trotzdem die aktuell fallenden Preisniveaus mit, da wir die anderen 50 Prozent kurzfristig am Spotmarkt beschaffen.
Besteht denn für Verbraucher angesichts des Preisbremsen-Aus Handlungsbedarf, beispielsweise bei der Wahl des Energieversorgers?
Das ist eine ganz wichtige Frage. Auf keinen Fall in die Festpreisfalle tappen! Ein Beispiel: Im Dezember 2023 lag das Preisniveau bei Strom (der reine Börsenpreis) noch 10 Prozent höher als aktuell. Also innerhalb von nur 4 Wochen ist der Preis um 10 Prozent gefallen. Ganz besonders Kunden, die im Dezember noch einen Festpreisvertrag abgeschlossen haben, haben diesen Preisrutsch jetzt eben verpasst. Deswegen ist es ganz wichtig, da vorsichtig zu agieren – gerade jetzt im fallenden Marktumfeld. Ich finde einfach, dass unser e.optimum-Modell da eine sehr gute Lösung darstellt, weil wir eine gewisse Preissicherheit haben, wenn die Preise steigen sollten und gleichzeitig fallende Preise direkt an unsere Kunden weitergeben.
Die Preisniveaus sind immer noch vergleichsweise hoch, fast noch doppelt so hoch wie ein historisches Normalniveau. Deswegen muss man davon ausgehen, dass die Preise in den nächsten Monaten tendenziell eher auch noch weiter fallen werden.
Neben der Strom- und Gaspreisbremse wird in 2024 noch eine weitere Entlastung gestrichen: Die Senkung der Umsatzsteuer bei Gas auf 7 Prozent entfällt. Danach beträgt sie wieder 19 Prozent. Wie stark beeinflusst das den Gaspreis?
Die Börsen- und Großhandelspreise sind unbeeindruckt. Natürlich steigen durch den Umsatzsteueranstieg insgesamt die Bruttopreise. Hinzu kam dieses Jahr noch, dass die Abgabe vom Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) auf 0,83 Cent pro Kilowattstunde angestiegen ist. Da kommen also zwei staatlich initiierte Faktoren auf uns zu, die den Gaspreis verteuern. Das führt dazu, dass der Gaspreis insgesamt teurer wird und auch schon wurde. Es ist auch politisch geplant und gewollt, dass durch diese BEHG-Abgabe/CO2Abgabe der Gaspreis in den nächsten Jahren sukzessive teurer wird.
Deswegen ist es umso wichtiger, dass man die fallenden Börsen- und Großhandelspreise mitnimmt, die dann zumindest in Teilen diese staatlich induzierten Abgaben ausgleichen, auf die wir keinen Einfluss haben bzw. dessen Anstieg abdämpfen.