Die Zukunft der erneuerbaren Energien: Trends und Entwicklungen bis 2030

Interview mit unserem Energie-Spezialisten Philipp Huber

Bis 2030 will die Bundesregierung die Energieversorgung in Deutschland grüner gestalten. Auch der gesellschaftliche Ruf nach mehr Verantwortung für unseren Planeten wird immer lauter. Und das nicht ohne Grund: Die erneuerbaren Energien spielen eine entscheidende Rolle zur Eindämmung des Klimawandels und zur Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft.

Unser Energie-Spezialist Philipp Huber teilt seine fachliche Expertise und sein Wissen zu Trends und Entwicklungen im Bereich erneuerbare Energien. Sie erfahren außerdem, welche entscheidende Rolle auch e.optimum bei der Energiewende spielt!

Wie sieht der aktuelle Stand der erneuerbaren Energien in Deutschland aus? Wie läuft der Ausbau?

Das ist eine sehr gute Frage zum Einstieg und ich habe da ein paar Zahlen und Fakten vorbereitet – um ein Gespür dafür zu bekommen, was in den letzten 15 Jahren in Deutschland in der Hinsicht passiert ist.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix spielt eine immer wichtigere Rolle und nimmt auch tatsächlich immer weiter zu. Ein Beispiel: In 2023 ist der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten erzeugten Strom laut Zahlen der Bundesnetzagentur auf 56 Prozent gestiegen. Wichtig zu wissen: Die hohen Energiepreise, die wir die letzten beiden Jahre hatten, haben ein bisschen wie ein „Konjunkturprogramm“ für Erneuerbare gewirkt. Es war einfach rentabler, Anlagen zu bauen, weil die Vergütung deutlich höher war. Das hat zum regelrechten Boom geführt. Zum Einen hatten wir einen starken Zubau bei Windkraftanlagen an Land und auch bei Photovoltaik-Anlagen. Gleichzeitig ist die Stromerzeugung aus den konventionellen Energieträgern insgesamt um fast ein Viertel zurückgegangen. Beispielsweise verzeichnete die Steinkohle fast 47 Prozent weniger Stromerzeugung im Verglich zu den Vorjahren. Bei der Braunkohle waren es etwa 25 Prozent weniger.

Schauen wir noch auf die Ziele der Bundesregierung. Wie Du bereits erwähnt hast, will die Bundesregierung 80 Prozent der erneuerbaren Energien am Strommix bis 2023 schaffen. Aktuell haben wir 56 Prozent, also schon noch ein guter Weg, den man hier gehen muss. Deshalb hat die Bundesregierung Zubauziele ausgegeben. Beispielsweise wurde für 2023 ein tolles Zubauziel von 9 Gigawatt erneuerbarer Energien ausgegeben. Und wir hatten schon in den ersten drei Quartalen 2023 fast 10 Gigawatt zugebaut gehabt – also das Ziel bereits 4 Monate früher übertroffen. Das bemerkenswerte ist, dass selbst in den Rekordjahren beim Zubau von PV-Anlagen 2010 bis 2012 nicht diese Menge an Leistung zugebaut wurde. Wir hatten 2023 ein außerordentliches Jahr, es war der größte Zubau an PV-Anlagen überhaupt.

Es gibt aber auch einen kleinen „Pferdefuß“: Wie bereit erwähnt, waren die hohen Energiepreise wie ein „Konjunkturprogramm“ für die erneuerbaren Energien. Wir haben aber in den letzten 12 Monaten einen stark rückläufigen Strompreis gehabt und das sorgt dann auch dafür, dass die Dynamik beim Zubau erneuerbarer Energien abnimmt. Weil einfach die Attraktivität eines Investments in erneuerbare Energien uninteressanter wird. Deswegen vermuten wir, dass sich 2024 die Dynamik des Vorjahres nicht wiederholen wird, was sehr schade ist. Das heißt, die Schritte zum Ziel werden jetzt wieder kleiner.

Was sind die wichtigsten Trends, die sich schon heute für die Zukunft der erneuerbaren Energien abzeichnen?

Abgesehen vom wichtigen, großen Trend des Zubaus der erneuerbaren Energien, gibt es noch einen weiteren Trend, der notwendig ist, damit diese Integration von Erneuerbaren ins Stromnetz gelingt. Das Stichwort lautet: Flexibilität. Im Endeffekt bedeutet Flexibilität, dass die Nachfrage und das Angebot ausgeglichen werden – denn beides schwankt stark. Ein Beispiel: Wind und Sonne wehen und scheinen nicht permanent, sondern das schwankt über den Tagesverlauf. Es gibt aber nicht nur über den Tag Schwankungen, sondern auch Tag-Nacht-Schwankungen. Bei der PV-Anlage habe ich nachts beispielsweise ja gar keine Erzeugung. Es gibt auch Nord-Süd-Engpässe: Im Norden haben wir oft viel Wind, im Süden eher weniger. Das heißt, es gibt im Norden dann Stromüberschüsse, die wir irgendwie in den Süden Deutschlands bringen müssen. Um diese Schwankungen auszugleichen, braucht es also Flexibilität in der Erzeugung und im Transport. Auch die Nachfrage kann flexibel gestaltet werden, wenn beispielsweise die Industrie oder auch Privathaushalte viel Strom genau dann verbrauchen, wenn auch viel verfügbar ist. Dann ist es auch meistens günstiger.

Ich fasse die vier großen Überpunkte zusammen, die im Kontext Flexibilität wichtig sind:

  • Die Erzeugung kann flexibilisiert werden, d.h. je nach Bedarfssituation anpassen
  • Speicher im System ermöglichen das Speichern eines Überschusses, z.B. Batteriespeicher oder Wasserstoff
  • Smart-Home, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen ermöglichen auch privat den Stromverbrauch ans Angebot anzupassen
  • Die Industrie kann die Betriebszeiten ihrer Fabriken an den Strompreis anpassen

Das heißt: Im System der Zukunft wird der Strompreis eine zentrale Steuerungsfunktion einnehmen und am Ende wird sich aus meiner Sicht ein bunter Mix aus allen genannten Flexibilitätsmechanismen durchsetzen.

Welche Herausforderungen und Chancen bringen die Entwicklungen mit sich?

Für uns Energieversorger ist es gerade eine super spannende Zeit, weil neue Geschäftsmodelle und Produkte entwickelt werden. Es gibt auch ganz viele neue „Player“, die auf den Markt kommen, die den etablierten Anbietern und Modellen den Rang ablaufen und den Wettbewerb erhöhen. Die neuen Anbieter setzen bewusst auf digitale Angebote und oft auch auf ein grünes Image. Was ich beobachte ist, dass ein ganz wichtiger Aspekt auch die Transparenz ist. Beispielsweise gibt es neue Anbieter, die mit einer App den Stromverbrauch auch im Privatbereich schön sichtbar machen. Sicher ist auch, dass wir unser Verbrauchsverhalten und unsere gewohnten Verbrauchsmuster verändern werden, wenn wir beispielsweise Elektroautos fahren oder eine Wärmepumpe haben, weil wir dann finanziell dafür belohnt werden. Bedeutet zum Beispiel: Ich lade dann das Elektroauto nachts, wenn der Strom günstiger ist.

Der Marktpreis wird also unseren Konsum zukünftig ein Stück weit steuern. Das heißt aber natürlich nicht, dass wir nicht selbst entscheiden können, wann wir wie viel Strom verbrauchen wollen. Beim Beispiel Elektroauto und Wärmepumpe kann ich mein Verbrauchsverhalten gut ohne größere Komfortverluste anpassen. Wenn ich allerdings nachts oder im Winter teilweise auch tagsüber Licht brauche, dann muss ich es auch einschalten, weil es dunkel ist. Da habe ich dann wenig Möglichkeiten das Verbrauchverhalten stark zu verändern. Es wird also nur in gewissen Bereichen möglich sein, dass man sein Verbrauchsverhalten den Strompreisen anpasst.

Welchen Einfluss haben erneuerbare Energien auf die Energiewirtschaft?

Einen gewaltigen. Es ändert sich im Prinzip ständig etwas in unserem regulatorischen Umfeld oder grundsätzlich in der Energielandschaft. Der größte Impact, den wir aufgrund der Erneuerbaren sehen, ist in meinen Augen folgender: Wir hatten in der Vergangenheit wenige große Energieerzeuger wie Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerke. Das muss man sich wie ein ganz zentrales System vorstellen und von diesen Kraftwerken gehen dann die „Stromautobahnen„ weg. Das ganze Stromnetz war demnach auch so aufgebaut, dass Strom grundsätzlich eigentlich nur in eine Richtung geflossen ist.

Das wurde komplett aufgebrochen: Jetzt haben wir dezentrale Versorgungsstrukturen. Jeder Hausbesitzer kann sich mit einer PV-Anlage einen Stromerzeuger aufs Dach schrauben. Das bedeutet, das Stromnetz hat plötzlich ganz andere Aufgaben. Nämlich nicht nur den Strom von A nach B zu transportieren, sondern vielleicht auch von B nach A – also genau in die andere Richtung. Deswegen sind hohe Investitionen in die Stromnetze notwendig, um das Stromnetz zu ertüchtigen, sodass es diese Aufgaben auch gut erbringen kann. Die Energiewende bringt also eine große logistische Herausforderung mit sich, denn nicht nur die Erneuerbaren müssen ausgebaut werden, sondern auch die ganze Infrastruktur, die dahintersteckt. Das komplette Stromnetzdesign muss also dem neuen System angepasst werden. Hierfür sind natürlich hohe Investitionen eben notwendig. Das sieht man auch daran, dass die Netznutzungsentgelte seit Jahren steigen. Denn in den Netznutzungsentgelten sind die Kosten für den Ausbau des Stromnetzes integriert.

Welche Rolle werden die Regierung und politische Richtlinien bei der Gestaltung der erneuerbaren Energien spielen?

Hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Einerseits schreit das eine „Hoffentlich keine all zu große“, denn das neue Energiesystem sollte von sich aus attraktiv sein und sich selbst tragen können. Da sollten wenig Subventionen notwendig sein, andernfalls müssten wir große Summen zuschießen, die dann für andere Dinge nicht mehr zur Verfügung stehen. Andererseits – das ist das zweite Herz – müssen die Rahmenbedingungen natürlich von der Politik vorgegeben werden. Das heißt, wir brauchen sinnvolle Umweltschutzvorgaben und möglichst wenig Bürokratie. Und das ist tatsächlich aktuell immer noch eine große Hürde, trotz Zeitendwende. Als Beispiel: Wenn man aktuell eine Windanlagen bauen will, benötigt man von der Standortwahl bis zur Strom-Einspeisung im Durchschnitt sieben Jahre. Das ist natürlich viel zu lange, um ernsthaft Klimaschutz zu betreiben und so werden wir die Klimaziele auch nicht schaffen können. Da muss sich einiges ändern und von der Politik vereinfacht werden, damit diese Prozesse schneller ablaufen.

Welche Rolle kommt uns als Energieversorger bei der Energiewende zu?

Ganz klar eine sehr große. Wir sitzen ja sozusagen in der Schaltzentrale. Unsere Kunden verbrauchen ja den Strom, den wir einkaufen. Und wir haben natürlich einen großen Einfluss darauf, aus welchen Quellen wir unseren Strom beziehen und wie wir dadurch dann auch die Energiewende unterstützen können. Wir haben seit neuestem auch einen sehr innovativen Tarif im Angebot, der sich wie unser gleichnamiges Förderprogramm e.optimum clean energy nennt. Hier haben unsere Kunden die Möglichkeit, aktiv die Energiewende in Deutschland zu unterstützen. Das Mode kommt komplett ohne Herkunftsnachweise aus, die teilweise aus Wasserkraftanlagen in Norwegen stammen. Wir unterstützen mit e.optimum clean energy lokal und regional den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Quasi der Turbo für die Energiewende!

Mehr Details zum Förderprogramm e.optimum clean energy und die Förderprojekte:

eoptimum.de/cleanenergy

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