In den letzten Wochen und Monaten hat sich an den Energiemärkten viel getan, sicherlich unter anderem auch durch die Einführung der staatlichen Preisbremsen. Eine Entspannung an den Energiemärkten zeichnet sich ab: Im 1. Quartal dieses Jahres fielen die Energiepreise nach der Krisenperiode wieder deutlich. Inzwischen liegen sie laut Experten sogar wieder auf Vorkriegsniveau und unterschreiten teilweise sogar die staatlichen Preisobergrenzen der Strom- und Gaspreisbremse.
Wird sich dieser Abwärtstrend halten? Das erfahren Sie in unserer neuen Podcast-Folge im Interview mit unserem Vorstandsvorsitzenden Gert Nowotny und seiner fachlichen Einschätzung.
Nachfolgend erhalten Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte. Für eine detaillierte Einschätzung durch Gert Nowotny hören Sie sich gerne jetzt die ganze Podcast-Folge an!
Welche Hintergründe stecken hinter dieser positiven Preisentwicklung?
Zunächst ein Rückblick in den August und September 2022: Hier lagen die Strompreise bei deutlich über 60 Cent pro Kilowattstunde und bei Gas über 30 Cent die Kilowattstunde. Zum Vergleich: Vor der Energiekrise lagen die Strompreise in etwa bei 4 bis 5 Cent und die Erdgaspreise zwischen 1 bis 2 Cent pro Kilowattstunde.
Im Dezember 2022 setzte schließlich ein Preisverfall ein. Dieser kann maßgeblich auf die Ankündigung der staatlichen Strom- und Gaspreisbremse und dessen Einführung ab 2023 zurückgeführt werden. Die Energiepreise fielen daraufhin drastisch: Bei Strom auf 25 Cent und bei Erdgas auf ca. 18 Cent pro Kilowattstunde.
Der heutige Stand (Mai 2023) verzeichnet Strompreise von ca. 10 Cent und Erdgaspreise ca. 4 Cent pro Kilowattstunde. Ein Preisniveau, welches an Energiepreise vor dem Ukraine-Krieg erinnert. Die Preise beginnen nun, sich auf diesem Niveau zu stabilisieren. Besonders der Gesamtpreis für Strom entspricht in etwa dem Niveau, welches der Energiemarkt aus den letzten Jahren vor der Krise gewohnt war.
Weitere Gründe für die positive Energiepreisentwicklung:
- Der milde Winter 2022/23 sorgte für einen Verbrauchsrückgang, sowohl bei Haushalten als auch der Industrie.
- LNG-Importe aus den USA sorgten für höhere Gasspeicher-Füllstände in Deutschland: Diese lagen diesen Winter nie unter 50 Prozent. In der Regel lag Deutschland in den vergangenen Jahren im Winter immer weit darunter.
- Aktueller Gasspeicherstand in Deutschland: ca. 65 Prozent. Das ist außergewöhnlich hoch für diese Jahreszeit.
- Viel Steinkohle auf dem Weltmarkt verfügbar: Mit den steigenden Preisen für die fossilen Brennstoffe in Zusammenhang mit Gas, haben auch die Förderländer die Kapazitäten ausgebaut. Das führte zu mehr verfügbarer Steinkohle auf dem Markt als sonst üblich. Sinkt der Preis für Steinkohle, sinkt automatisch auch der Strompreis.
- Die französischen Atomkraftwerke sind inzwischen wieder zu 60 Prozent am Netz.
Ausblick für den kommenden Sommer 2023 und Winter 2023/24:
Die Prognosen für die Sommertemperaturen liegen 2023 nicht so hoch wie für die vergangenen Jahre. Das gilt als erstes Indiz für weitestgehend stabile Energiepreise für die kommenden Monate. In den letzten Wochen hat es viel geregnet und nimmt Wirkung auf die Flusspegelstände. Das sorgt dafür, dass es keine Transporteinschränkungen für Steinkohle gibt. Kraftwerke werden zudem über die Flusswasserstände gekühlt. Liegt hier der Pegel hoch, gibt es keine Kühlprobleme und können einwandfrei laufen. Letztendlich wird in der Regel im Sommer generell weniger Energie verbraucht. Zusammenfassend sieht der Ausblick hier also zunächst eine stabile Lage an den Energiemärkten vor.
Im Winter 2023/24 liegt die Wetterprognose bei durchschnittlich kalten Temperaturen. Aus heutiger Sicht gehen Experten davon aus, dass die französischen Kernkraftwerke alle am Netz sein werden. Das ist ein wichtiger Indikator für die Energiepreisentwicklung und wirkt sich positiv auf die Preise aus. Die Gasspeicher sind mit ca. 65 Prozent aktuell gut gefüllt, das wird voraussichtlich auch so bleiben. Die LNG-Terminals werden in Deutschland weiter ausgebaut. Das trägt zusätzlich zu einer positiven Energiepreislage im kommenden Winter bei. Auch der Energieverbrauch wird möglicherweise im Hinblick auf die Weltkonjunktur weiter sinken und zu niedrigeren Preisen beitragen.
Der Winter wird aus heutiger Sicht in geringem Maß teurer, jedoch nicht so dramatisch ins einem Verlauf wie der Winter 2022/23.
Alle weiteren spannenden und fachlichen Einschätzungen von Gert Nowotny gibt es als Audioformat im e.pod – unserem Energiepodcast!