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Wenn Strom plötzlich Geld bringt: Negative Strompreise verstehen und nutzen

Was sind negative Strompreise und warum zahlen Energieproduzenten plötzlich dafür, dass ihnen der Strom abgenommen wird? In diesem Beitrag erfahren Sie, wie negative Preise am Strommarkt entstehen, wer davon profitiert, wer verliert und wie Unternehmen durch eine clevere Strombeschaffung am Spotmarkt ihre Energiekosten senken können.

Was sind negative Strompreise?

Negative Strompreise entstehen, wenn an der Strombörse das Stromangebot die Nachfrage deutlich übersteigt. In solchen Fällen kann der Preis so stark sinken, dass er unter null fällt. Das bedeutet: Stromproduzenten zahlen Geld dafür, dass ihr Strom abgenommen wird.

Besonders häufig kommt es an sonnigen, windreichen Tagen mit geringer Nachfrage – etwa an Wochenenden, Feiertagen und mittlerweile regelmäßig im Sommer zur Mittagszeit – zu negativen Strompreisen. Auch Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie haben durch plötzliche Nachfragerückgänge zu solchen Preisverwerfungen geführt.

Warum sinken Strompreise ins Negative?

Die Entstehung negativer Strompreise ist auf mehrere strukturellen Faktoren zurückzuführen. Zu den Hauptursachen zählen:

  • Die hohe Einspeisung durch erneuerbare Energien (z.B. Wind und Photovoltaik)
  • Geringe Speicherfähigkeit für überschüssigen Strom
  • Die Inflexibilität konventioneller Kraftwerke
  • Regulatorische Vorgaben wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)

Negative Preise treten vor allem am kurzfristigen Strommarkt auf (Day-Ahead und Intraday), wo Strom oft nur Stunden im Voraus gehandelt wird. Bei hoher Einspeisung und gleichzeitig geringer Nachfrage fallen die Börsenstrompreise drastisch.

Ein zentraler Faktor für dieses Überangebot liegt in der wetterabhängigen Stromerzeugung durch Wind und Sonne. Die Produktion aus erneuerbaren Quellen ist volatil und schwer planbar. Solarstrom steht nur tagsüber zur Verfügung und nur bei klarem Himmel. Windenergie wiederum kann nur erzeugt werden, wenn der Wind tatsächlich weht.

Gleichzeitig lässt sich Strom nur begrenzt speichern. Die aktuellen Speicherkapazitäten reichen bei weitem nicht aus, um Überkapazitäten aufzufangen. Kann der überschüssige Strom nicht genutzt, gespeichert oder zu positiven Preisen exportiert werden, bleibt oft nur der Verkauf zu negativen Preisen. Hinzu kommt die Inflexibilität konventioneller Kraftwerke. Das spontane An- und Abschalten ist technisch aufwendig, teuer und belastet die Anlagen. Viele Betreiber nehmen daher lieber Verluste in Kauf, als ihre Produktion zu drosseln. Am Ende ist es für die Betreiber billiger, den Strom unter Marktpreis loszuwerden, als ihre Anlagen weiter zu drosseln.

Auch regulatorische Rahmenbedingungen wie das EEG tragen ihren Teil bei: Es schreibt eine Abnahmeverpflichtung für erneuerbare Energien sowie eine garantierte Einspeisevergütung vor. Das bedeutet, dass auch bei fehlender Nachfrage Strom ins Netz eingespeist wird. Die Netzbetreiber müssen diesen Strom dann mit Verlust verkaufen, während die Betreiber der Erneuerbarer-Energie-Anlagen dennoch ihre festgelegte Vergütung erhalten.

Die Differenz zwischen dem negativen Börsenpreis und der Einspeisevergütung wird über Umlagen finanziert – letztlich zulasten des Staates oder der Stromverbraucher. Trotz der ökologisch sinnvollen Ziele bringt das den Strommarkt zeitweise aus dem Gleichgewicht.

Wer profitiert von negativen Strompreisen?

Von den Negativpreisen profitieren vor allem Industrie- und Gewerbebetriebe mit direktem Zugang zum Spotmarkt. Sie können zu günstigen Konditionen einkaufen und ihre Betriebskosten senken. Private Haushalte hingegen bekommen von diesen Preisschwankungen wenig mit. Die Mehrheit der Verbraucher ist an langfristige Verträge mit festen Tarifen gebunden, die sich nicht am Börsenpreis orientieren.

e.optimum setzt genau hier an: Mit einer intelligenten und marktorientierte Beschaffungsstrategie ermöglicht e.optimum seinen Kundinnen und Kunden den Zugang zum Spotmarkt und damit die direkte Teilhabe an den Vorteilen niedriger oder sogar negativer Strompreise. Die Strategie kombiniert den kurzfristigen Spotmarktbezug mit mittel- bis langfristen Terminmarktprodukten. So profitieren e.optimum-Kundinnen und Kunden von negativen Strompreisen und sind gleichzeitig auch in Zeiten von Dunkelflauten, in denen die Spotmarktpreise stark steigen, zuverlässig abgesichert.

Die größten Verlierer negativer Strompreise sind Betreiber konventioneller Kraftwerke. Ihre Anlagen lassen sich nicht schnell genug drosseln oder abschalten, was hohe Kosten verursacht. Trotzdem müssen sie oft weiterproduzieren, selbst wenn es wirtschaftlich unvernünftig ist.

Gesetzliche Gegenmaßnahmen: Drei-Stunden-Regel und Solarspitzengesetz

Um den Auswirkungen dieser Marktverzerrungen entgegenzuwirken, greift der Gesetzgeber zunehmend steuernd ein. Im Zentrum steht dabei das bereits erwähnte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das nicht nur den Ausbau erneuerbarer Energien fördert, sondern auch auf die Herausforderungen im Strommarkt reagiert. Es garantiert zwar Investitionssicherheit, belastet jedoch das Stromsystem in Zeiten negativer Preise zusätzlich. 2023 wurde deshalb die sogenannte Drei-Stunden-Regel eingeführt: Betreiber erhalten keine Marktprämie mehr, wenn die Börsenpreise drei Stunden in Folge negativ sind. Das soll einen Anreiz schaffen, in solchen Phasen weniger einzuspeisen.

Weitere Instrumente wie das Solarspitzengesetz sehen vor, in solchen Phasen keine Einspeisevergütung mehr zu zahlen. Ziel ist, das Netz in Zeiten von Überangebot zu entlasten.

Länger anhaltende Negativpreise verursachen dennoch hohe Kosten, die über Fördermechanismen oder staatliche Zuschüsse abgefangen werden – mit Auswirkungen auf die EEG-Umlage und den Bundeshaushalt. Deshalb setzen Politik und Energiebranche zunehmend auf Flexibilisierung: durch Speicher, steuerbare Lasten, Netzausbau und Reformen bei der Förderung.

Negative Preise als Signal für Veränderung und Innovation

Negative Strompreise zeigen: Das bestehende System stößt an seine Grenzen. Gleichzeitig liefern sie wichtige Impulse für Innovation und Weiterentwicklung. Der Mangel an großtechnischen Speicherlösungen ist eines der größten Hindernisse für die Integration erneuerbarer Energien.

Trotz aller Herausforderungen lassen sich negative Preise auch als Erfolgssignal deuten: Sie zeigen, dass erneuerbare Energien zeitweisen den Strombedarf übertreffen. Ein Fortschritt, der grünen Strom günstiger und attraktiver macht. Gleichzeitig entsteht dadurch ein finanzieller Anreiz, Strom genau dann zu nutzen oder zu speichern, wenn er im Überfluss vorhanden ist. Das fördert nicht nur den Ausbau von Speichertechnologien, sondern auch eine flexiblere und intelligentere Stromnutzung.

Um die bestehenden Herausforderungen zu bewältigen und negative Strompreise künftig gezielter zu nutzen, sind technologische Fortschritte und gezielte Maßnahmen unerlässlich. Denn negative Preise sind kein Fehler im System, sondern ein notwendiges Übel in der Transformation hin zu einem vollständig erneuerbaren Energiesystem. Sie schaffen Anreize, in Speichertechnologien zu investieren oder den Stromverbrauch in genau diese Zeiten zu verlagern. Diese Entwicklung ist bereits in vollem Gange. Experten rechnen daher mittelfristig mit einer Zunahme solcher Preisspitzen. Umso wichtiger ist es, dass Stromabnehmer ihre Einkaufsstrategien entsprechend anpassen und negative Preise aktiv nutzen, um ihre Energiekosten zu minimieren.

Sie haben noch Fragen? Melden Sie sich gerne bei uns: eoptimum.de/kontakt 

 

FAQ

Was sind negative Strompreise?

Negative Strompreise entstehen, wenn das Angebot an Strom größer ist als die Nachfrage. In solchen Fällen fällt der Preis an der Strombörse unter null. Das bedeutet, dass Stromproduzenten Geld dafür zahlen, dass ihr Strom abgenommen wird.

Wer profitiert von negativen Strompreisen?

Vor allem Industrie- und Gewerbebetriebe mit direktem Zugang zum Strom-Spotmarkt profitieren. Sie können Strom zu besonders günstigen Konditionen einkaufen. Auch Betreiber von Stromspeichern und Unternehmen mit flexibel steuerbarem Energieverbrauch ziehen Vorteile aus der Situation.

Warum entstehen negative Strompreise?

Negative Strompreise entstehen meist bei hohem Angebot durch Wind- und Sonnenenergie bei gleichzeitig geringer Nachfrage, wie beispielsweise an Wochenende, Feiertage oder während der Sommermonate in der Mittagszeit. Auch die geringe Speicherfähigkeit und die Inflexibilität konventioneller Kraftwerke tragen dazu bei.

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