Hitzewelle bringt Verbraucher ins Schwitzen

Thermometer und Strompreise explodieren

Rund 70 Prozent der Deutschen zeigten sich kürzlich in einer Umfrage besorgt wegen Hitzewellen und Extremwetterereignissen. Immerhin jede*r Vierte gab sogar an, wegen der hohen Temperaturen bereits gesundheitliche Probleme gehabt zu haben. Wir sehen also: Die Auswirkungen der Klimaerwärmung und der immer öfter auftretenden Hitzeperioden machen sich bereits bemerkbar. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich in Deutschland die Zahl der Tage im Jahr mit über 30 Grad Hitze im Schnitt von vier auf acht Tage verdoppelt – in den Extremjahren 2018 und 2019 waren es sogar rund 20 Tage. Und auch 2022 erreichten wir bereits häufiger Höchsttemperaturen weit über die 30-Grad-Grenze hinaus.

Doch nicht nur in der Natur und am eigenen Leibe bekommen wir die hohen Temperaturen zu spüren – auch in der Energiewelt sorgt das extreme Wetter für Anspannung.

Steigende Nachfrage – verknapptes Angebot

Während die Nutzung von Klimaanlagen, Kühlgeräten, Ventilatoren und ähnlichen Geräten den Verbrauch und somit die Nachfrage in die Höhe treiben, verknappt sich zugleich das Angebot aus verschiedenen Gründen:

In erster Linie reduziert die Hitzewelle die Leistungsabgabe von konventionellen, mit Flusswasser gekühlten, Kraftwerken. Am Beispiel der Kernkraftkraftwerke in Frankreich ist dies sehr einschneidend für den Betreiber EDF (= Électricité de France; börsennotierte, staatlich dominierte französische Elektrizitätsgesellschaft; zweitgrößter Stromerzeuger weltweit), deren 56 Reaktoren essenziell für die französische, aber auch europäische Stromversorgung sind. Der Energieversorger schätzt, dass die Stromproduktion der Anlagen in diesem Jahr die niedrigste seit mehr als 30 Jahren sein wird. Das liegt auch daran, dass zusätzlich zum Hitzeproblem laut der Nachrichtenagentur Agence France-Presse derzeit die Hälfte der französischen Kernkraftwerke wegen technischer Probleme und auch Wartungsarbeiten vom Netz genommen ist.

Doch wieso müssen die Kernkraftkraftwerke bei extremer Hitze ihre Leistung reduzieren oder gar ganz abgeschaltet werden? Die Antwort liegt im Prozessablauf der Kraftwerke.

Kühlendes Flusswasser darf sich nicht zu stark aufheizen

Frankreich nutzt vielfach Flusswasser, um seine Kernreaktoren zu kühlen. Nach französischem Gesetz muss die EDF die nukleare Stromerzeugung genau dann reduzieren oder stoppen, wenn die Flusstemperaturen, durch das zur Kühlung der Anlagen verwendete und danach wieder eingeleitete Wasser, bestimmte Höchstwerte erreichen – zum Schutz der Umwelt und Lebewesen in der unmittelbaren Umgebung. Der Grenzwert befindet sich zwischen 26 und 30 Grad. Bei den aktuellen Temperaturen kann dieses Limit allerdings nicht eingehalten werden, weshalb EDF die Drosselung in vier AKWs an der Rhône in den Alpen und an der Garonne im Südwesten Frankreichs ankündigte. Das betrifft konkret die Anlagen an den Standorten in:

• Tricastin (3,6 Gigawatt)
• Blayais (3,6 GW)
• Saint-Alban (2,6 GW)
• Bugey (1,8 GW)

Vergleichbar ist die aktuelle Situation mit der Hitzewelle 2018, während dieser ebenfalls zahlreiche Kraftwerke heruntergefahren und abgeschaltet werden mussten. In der Schweiz sieht es momentan ähnlich aus: Auch hier mussten etliche Nuklearreaktoren unter Rücksicht auf die zur Kühlung genutzten Flüsse gedrosselt werden.

Das Wetter hat immer Einfluss auf den Energiehandel

Generell hat das Wetter auch ohne Extreme einen großen Einfluss auf den Energiehandel. Das gilt besonders für die stetig wachsenden erneuerbaren Energien, die mehr und mehr zur Stromproduktion beitragen. Die größten Beiträge leisten fast zu gleichem Anteil Solar- und Windenergie. Doch auch Extremwetterlagen in anderen Regionen auf der Welt können Einfluss auf unsere Strompreise nehmen.

Ein Beispiel: Beeinträchtigungen des Kohlebergbaus in Indonesien durch Überschwemmungen, haben einen Effekt auf die Strompreise am Großhandelsmarkt in Deutschland – da diese häufig von den Kohlepreisen beeinflusst werden.

Was können Sie als Verbraucher*innen jetzt tun?

Die Aussichten sind zunächst natürlich kritisch. Der Börsenstrompreis bewegt sich auf sehr hohem Niveau: Im Juli 2022 kostete eine Megawattstunde 315 Euro. Im Vergleich dazu wurden im Vorjahresmonat lediglich 81 Euro fällig – das bedeutet ein Plus von 289 Prozent.

Sparen, Sparen, Sparen!

Verbraucher*innen – sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen – können dennoch ihre Stromkosten senken, indem sie ordentlich Strom sparen und auf eine clevere Beschaffungsstrategie setzen.

Unsere 7 Energiespar-Tipps für Sie:

Tipp 1: Home Office

Laptop statt Desktop, denn kleinere Geräte verbrauchen weniger Energie.

Tipp 2: Stromfresser eliminieren

Alte Geräte mit einer schlechten Energieeffizienzklasse durch neue, energiesparende Geräte ersetzen. Die Kosten für die Neuanschaffung amortisieren sich langfristig.

Tipp 3: Beleuchtung

Moderne Beleuchtung durch LED-Leuchten und Hilfsmittel wie Bewegungsmelder, Zeitschaltuhren und Dimmer. Einsparpotenzial für z.B. Unternehmen bis zu 70 %.

Tipp 4: Klimatisierung

Klimaanlage durch Sonnenschutz ersetzen, z.B. durch reflektierenden Jalousien. Oder Klimaanlage einfach nicht zu kalt einstellen – z.B. 22 Grad anstatt 19 Grad.

Tipp 5: Lüftung

Lüftungsanlagen erneuern und dabei auf Zusatzleistungen wie Heizen und Kühlen verzichten. Auch hier amortisiert sich die Investition bereits nach wenigen Jahren.

Tipp 6: Heizung

In Unternehmen Abwärme der laufenden Maschinen nutzen – z.B. für die eigene Gebäudeheizung oder gegen Entgelt die von anderen Unternehmen in der Nähe.

Tipp 7: Beschaffungsstrategie

Auf die strukturierte Beschaffung wie beim e.optimum-Modell umsteigen, denn auf längere Sicht gesehen profitieren Sie von besseren Konditionen und kostengünstigeren Preisen.

Weitere hilfreiche Tipps und Informationen finden Sie auf der offiziellen Seite des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK): Hier entlang

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