e.optimum führt Gasgeschäft weiter

Wir hören und sehen es täglich in den Nachrichten: Die Energiekrise ist weiterhin das beherrschende globale Thema – sowohl politisch, geschäftlich, als auch privat.

Alle Energieversorger sind durch die Lieferengpässe beim Gas, die extrem gestiegenen Handelspreise und die Preisvolatilität stark belastet. Aufgrund der Rahmenbedingungen der Energiepolitik und den extremen Entwicklungen am Gasmarkt war auch e.optimum im September 2022 neben vielen anderen Versorgern gezwungen, das Geschäft mit dem variablen Gas-Tarif vorerst einzustellen.

Nun haben wir eine gute Nachricht: Wir können die bestehenden Gas-Lieferverträge nun doch fortführen!

Die kürzlich von der Bundesregierung angekündigten Hilfsmaßnahmen verbessern die bisherige Situation nämlich grundlegend. Wie diese genau aussehen und alles Weitere zur Fortführung des Gasgeschäfts bei e.optimum erfahren Sie im folgenden Interview mit Vorstandsvorsitzendem Gert Nowotny!

Herr Nowotny, möchten Sie zunächst auf die Situation im September eingehen?

Sehr gerne. Vielleicht muss man in diesem Zuge überhaupt erst einmal den Energiemarkt der letzten Monate etwas Revue passieren lassen. Das Energiegeschäft ist grundsätzlich in seiner Art und Weise, wie es in den letzten Jahrzehnten praktiziert wurde, ein sehr träges und ruhiges Geschäft und immer kalkulierbar gewesen. Seit über zwölf Monaten sehen wir hier turbulente Veränderungen an den Energiemärkten, die zu extremen außergewöhnlichen Preissprüngen führen – für Energieversorger, aber natürlich auch insbesondere für Haushalte, Gewerbe und Industrie. Es ist eine riesige Herausforderung mit diesen Mengen an Geld, die da plötzlich im Spiel sind und die dafür notwendig sind, um die Energielieferungen sicherzustellen und mit eben diesen Anforderungen umzugehen. Das führt sich immer im Bereich des Liquiditätsmanagements aus, das heißt das Kapital für Beschaffung und Bezahlung von Rechnungen rechtzeitig bereitzustellen, um in der Lieferkette immer seine Rolle erfüllen zu können. Und bei Energieversorgern, wie jetzt die e.optimum, die im Grunde genommen immer Vorfinanzierungen leisten müssen, weil sie den Energie-Einkauf im Prinzip vor Lieferung machen, funktioniert das nur, wenn die Vorlieferanten oder auch die Börse etc. die Sicherheit haben, dass der Lieferant wie z.B. die e.optimum in der Lage ist, die Rechnungen der getätigten Einkäufe zu bezahlen. Das war früher alles immer sehr einfach, weil das sehr planbar und träge war. Aber in einer so turbulenten Zeit mit solchen Preissprüngen kommen gewisse Unsicherheit auf und dann werden automatisch die Zahlungsbedingungen, die Sicherheitsleistungen etc. erhöht. Das führt dann wiederum zu Maßnahmen unsererseits, dass wir bei den Kunden beispielsweise Abschläge einführen oder anpassen müssen, um diesen Geldfluss sicherzustellen. Das ist also jetzt die große Herausforderung in diesem gesamten Spiel. Im September waren die Preissprünge beim Gas so unglaublich, diese verdoppelten sich innerhalb weniger Tage von 17 Cent pro Kilowattstunde auf 35 Cent die Kilowattstunde im Einkauf. Daraufhin waren wir quasi gezwungen, aus dem Gashandel auszusteigen und uns auf das Stromgeschäft zu konzentrieren, weil wir die genannte Geldflusskette nicht mehr garantieren konnten. Um die Stabilität in der Firma zu erhalten, die Firma nach wie vor gesund zu erhalten und die Arbeitsplätze zu erhalten, mussten wir einfach leider Gottes diesen Schritt im September wählen. Das führte dann natürlich zur Beendigung der Vertragsverhältnisse als Lieferant mit unseren Gaskunden. Ein unschöner Schritt nach zwölf Jahren Aufbauarbeit mit vielen Emotionen und viel Herzblut, aber wir sind Unternehmer und müssen uns leider den Gegebenheiten stellen und die Geschäftsmodelle so anpassen, dass wir nachhaltig gesund wirtschaften können.

Verständlicherweise. Wir ließen die Kunden jedoch nicht im Regen stehen. Nach jahrelangem Aufbau der Geschäftsbeziehungen möchte man natürlich trotzdem im Guten auseinandergehen. Welche verschiedenen Optionen bzw. Alternativen wurden den Kunden von e.optimum angeboten?

Das war für uns immer die oberste Prämisse: Wenn wir aus dem Gashandel aussteigen, sollte keiner unserer Kunden, kein Unternehmen, ohne die Option rausgehen, einen Nachlieferanten zu finden. Somit haben wir gemeinsam mit unseren langjährigen Kooperationspartnern Alternativen gefunden. Sie haben sich angeboten, in unsere Lieferverträge eins zu eins einzusteigen, sodass jeder Kunde im Grunde genommen, wenn er dem zugestimmt hat, mit dem gleichen Modell unter den gleichen Bedingungen wie bei e.optimum sein Gas weiter beziehen kann. Es gab verschiedene Alternativen, die wir hier angeboten haben. Wenn ich mir die Zahlen heute anschaue, war das auch sehr erfolgreich: Viele Kunden haben die Angebote genutzt.

Wie zu Beginn bereits erwähnt, haben wir an dieser Stelle auch eine gute Nachricht! Die Marktsituation auf dem Gasmarkt hat sich wieder etwas entspannt – offensichtlich auch nachhaltig. Vielleicht auch vor dem Hintergrund, dass der Staat Hilfsmaßnahmen angekündigt hat, die gerade das Gasgeschäft in erheblichem Maße positiv beeinflussen. Dazu gehört beispielsweise, dass die Regierung höchstwahrscheinlich die Gasrechnung für den Monat Dezember übernimmt. Möglicherweise muss dann auch nochmal nachgebessert werden, denn ob ein Monat ausreicht, weiß ich nicht. Aber zumindest ist mal ein ganz klares Signal gesendet worden. Eine wichtige Maßnahme, die eine Entspannung signalisiert. Dann kann man auch überall nachlesen, dass unsere deutschen Gasspeicher mittlerweile zu 95 Prozent gefüllt sind. Also auch hier ist viel Druck draußen und das auch ohne russische Gaslieferungen. Ein weiteres wichtiges Signal ist natürlich der Gaspreisdeckel, der jetzt im Raum steht und vielleicht noch nicht ausreichend ausformuliert ist und wie genau er umgesetzt werden soll, aber auf jeden Fall ist da etwas da, was eine Preisbremse signalisiert. Dann ist die Gasbeschaffungsumlage nicht mehr in der Diskussion, die Umsatzsteuer für Gas wird von 19 auf 7 Prozent reduziert. Also viele, viele Signale am Markt, die die Handelspreise deutlich haben sinken lassen – das sieht man auch an den Spotmarkt- und Terminmarktpreisen.

Das alles hat uns dazu bewogen, die Kunden, die sich für noch keinen Folgelieferanten entschieden haben – und das ist doch noch eine erhebliche Anzahl – anzubieten, dass wir wieder in den Gashandel einsteigen, sie weiterhin mit Gas zu versorgen und die alten Verträge wieder aufleben zu lassen. Ich habe mir bereits die ersten Zahlen geben lassen und ich bin wahnsinnig überrascht wie viele Kunden gesagt haben: Klar, ich bin dabei, lassen Sie uns wieder zusammenarbeiten. Viele dieser Kunden haben ja auch bei uns ihre Stromlieferverträge. Und was wir eben aus der Vergangenheit gelernt haben ist, dort wo jemand seinen Stromvertrag hat, hat er auch gerne seinen Gasvertrag.

Klar, das ist auch viel unkomplizierter.

Ja, so ist das. Insofern ist das die gute Botschaft. Ich habe da große Hoffnung, dass wir hier noch viele tausende Kunden wieder zu uns zurückholen. Da bin ich auch der Regierung dankbar an der Stelle, das hier klare Signale kamen, die hier die Marktlage etwas entspannen.

Das stimmt. Ich glaube auch die Kunden sind dankbar, dass sie nun doch die Option haben, wieder zu uns zurückzukommen. Ich kann mir vorstellen, dass es momentan schwierig ist, sich einen neuen Lieferanten zu suchen zu Konditionen, die vermutlich auch nicht optimal sind. Daher ist es für alle Seiten wohl eine frohe Botschaft.
Richtig, das ist ein wichtiges Thema. Man glaubt immer, dass man da rausgeht und sich einfach einen anderen Lieferanten sucht. Das war zu stabilen Zeiten vielleicht so, aber heute haben wir tatsächlich viele Kunden, die garkeinen anderen Lieferanten mehr gefunden haben. Und das ist schon fatal. Insbesondere Kunden mit hohem Volumen von bis zu 50 Millionen Kilowattstunden Jahresverbrauch Gas werden heute in der Regel angefasst wie eine heiße Kartoffel. Gerade für diejenigen ist diese Botschaft von uns mit dem Wiedereinstieg in das Gasgeschäft Gold wert, denke ich.

Wir haben uns eben über die positiven Entwicklungen am Gasmarkt, auch von staatlicher Seite aus, unterhalten. Können Sie uns zum Abschluss eine Einschätzung geben, wie sich der Energiemarkt in der Zukunft weiterentwickeln wird?

Das ist natürlich immer die Gretchen-Frage. Da sitzen heute viele Beschaffungsspezialisten vor der gleichen Frage: Wohin geht die Reise? Ich glaube, es gibt nach wie vor viele Variablen, die heute nicht einschätzbar sind. Wir gucken jetzt aus dem Sommer und Herbst in den Winter hinein. Natürlich sind die Gasspeicher gefüllt, aber die große Frage ist: Wird es ein kalter Winter? Sollte das der Fall sein, kann man überall nachlesen, dass die Gasmengen in den Speichern nicht ausreichen werden. Die Frage ist natürlich auch immer noch stark geprägt von den weiteren Entwicklungen des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland. Also viele Fragezeichen an der Stelle, aber ich denke man sollte die Lage auch etwas positiv aus einer anderen Perspektive sehen: Die Liefergemeinschaft vom Rohstoff Gas hat sich jetzt neu sortiert, natürlich ist vieles noch mit heißer Nadel gestrickt. Dennoch hat man eine gewisse Unabhängigkeit erreicht und man sieht, dass die Weltgemeinschaft an der Stelle zusammensteht und keinen im Regen stehen lässt. Deshalb glaube ich, wenn der Winter nicht zu kalt wird und es keine größeren, technischen Unterbrechungen in den Versorgungsleitungen gibt, sollte man jetzt mit relativ stabilen Preisen durch diese Wintersaison kommen. Und natürlich auch durch Unterstützung der staatlichen Maßnahmen müsste es sowohl für Haushalte als auch Gewerbe und Industrie machbar sein, das unter wirtschaftlichen Bedingungen über den Winter hinweg durchzuziehen. Man muss heute glaube ich auch etwas auf Sicht fahren. Es ist auch richtig, Gas und Strom einzusparen. Das wäre so oder so notwendig, mit oder ohne Energiekrise. Ich glaube, es tut der Gesellschaft im Hinblick auf die letzten Jahrzehnte ganz gut, hier auch mal etwas Einhalt zu praktizieren. Somit glaube ich einfach, dass man mit all diesen Maßnahmen – sofern uns morgen nicht der Himmel auf den Kopf fällt, wie man es bei Asterix und Obelix gesagt hat – gut durch diese Zeit kommen sollte.

Mit dieser positiven Message gehen wir gerne aus dem Interview! Sobald es wieder Neuigkeiten gibt, melden wir uns im e.pod mit einer neuen Folge. Bis zum nächsten Mal!

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